Carmina Burana von Carl Orff gehört zu den meistaufgeführten Chorwerken des 20. Jahrhunderts. Seit der Uraufführung 1936 hat das Werk nichts an Faszination eingebüsst.
Die Grundlage zu diesem Werk bildet eine 1803 im Kloster Benediktbeuren (Oberbayern) wieder entdeckte, umfangreiche Handschrift (Codex Buranus) aus dem Mittelalter. Bei dieser Textsammlung handelt es sich um vorwiegend anonyme Vagantendichtung. Diese (weltliche) Lyrikform fahrender Kleriker beschreibt mit wenig Respekt und auf anarchistische Weise Religion und Gesellschaft. Die Sozialsatire aus dem 12. Jh. verschont weder den gierigen und geizigen Klerus noch die gewalttätigen und ungebildeten Ritter oder die ungehobelten Bauern.
Obwohl zu den meisten Texten Melodien in Neumen-Notation (Zeichen ohne Notenlinien) vorhanden sind, nimmt Carl Orff in seinem Werk keinen Bezug zu den alten, originalen Ver-tonungen (die Neumen-Forschung ist erst jüngeren Datums, darum war damals wenig über die originalen Vorlagen bekannt).
Orff hat etwas Neues geschaffen, das aber in der Einfachheit der Harmonik und Rhythmik (sie unterwirft sich dem Sprachfluss) und in seiner archaischen Anlage an alte Musik erinnert. Der Komponist verzichtet mit einem klaren Aufbau und einer und geradlinigen Architektur auf Schnörkel und filigrane Ornamentik in seinem Werk. Es bleibt weitgehend dem Strophenlied treu und schafft durch die Wiederholungen nach kurzem eine Vertrautheit, der wohl, neben der Kraft dieses Werks, auch seine Bekanntheit und Beliebtheit zu verdanken ist. Der Wiedererkennungs-Effekt ist gross, was auch die Werbung in Radio und Fernsehen längst für sich erkannt hat.
Musik verbindet – Musik schafft Neues
Für die Aufführung Carmina Burana erweiterte sich der Chor Quersang einmalig. Auf die Projektausschreibung hin hatten sich zum Probenstart eine Vielzahl begeisterter Sängerinnen und Sänger zu einer grossen Chorformation zusammengeschlossen.
Carmina Burana füllt Konzertsäle, die Tonhalle, das Hallenstadion – bei uns erlebte das Publikum die Musik hautnah, im kleinen Rahmen und aus ungewohnter optischer und klanglicher Perspektive. Die Aufführungen wurden in der Besetzung, aber auch in der Interpretation und Gestaltung des Werks bewusst von Beginn an der Proben auf den Konzertraum zugeschnitten.
Mit diesen Konzerten endete die Tätigkeit von Renato Botti als musikalischer Leiter des Quersangs.